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12. Kapitel
Ute im Bett. Eine knappe Entscheidung. Fritz und ich mußten knobeln. Dann legte sie sich doch zu Fritz, und ich mußte schnell protestieren. Fritz war skrupellos genug, ihr zu erzählen, daß wir um sie gepokert hatten und daß ich gewonnen hatte. Daraufhin legte sie sich, eigentlich wider Erwarten, zu mir. Doch wie sollte es jetzt weitergehen? Fritz macht das Licht aus, ich liege wie tot im Bett. Aber das soll nicht so bleiben! Diesmal werde ich nicht so lächerlich sein wie früher. Egal, was passiert, ich werde etwas unternehmen, aktiv sein, auch wenn mir das Herz bis zum Halse schlägt.
Außerdem liebe ich sie ja nicht, da gibt es also nichts zu verlieren. Ah, da ist es schon, das Herzgeklopfe. Soll es nur! Und die Schluckbeschwerden, der Kloß im Hals, egal, nichts für ungut.
Ich streiche an ihrem Arm entlang, die Finger zittern dabei. Na und? Bin ich ein Holzklotz, ich bin eben so sensibel… Schluck! Jetzt mußte ich schlucken, ich versteh nicht, warum es so laut klang, als wenn ich eine Kartoffel runtergedrückt hatte, Scheiße, sogar Fritz muß es gehört haben.
Sensibel, gut, aber so laut schlucken, das ist nicht mehr normal, ich bin ja tolerant, ja, ich habe Verständnis für mich, aber es gibt Grenzen, blind bin ich nicht. Gleich muß ich wieder schlucken, nein, ich will einfach nicht schlucken, ich verbiete es mir, basta.
Na, hab ich es nicht gewußt? Es wird besser, so, und jetzt konzentriere ich mich auf dieses Mädchen, diese Ute. Gottseidank, ich liebe sie nicht, andererseits ekelt sie mich nicht an, ganz im Gegenteil, ganz im Gegenteil. Sie ha t schöne Haut .. ich sollte es ihr sagen. Wir sollten etwas reden, während wir und streicheln. Wenn ich an frühere Jahre zurückdenke, dann muß ich feststellen, daß es so lief, erst reden, dann reden und streicheln und so weiter. Außerdem denke ich dann weniger. Ist doch widerlich, wie ich mir Gedanken mache anstatt…
Nein, ich kann ihr das mit der Haut nicht sagen, sowas Idiotisches, wie in tausend Filmen, außerdem schläft sie oft mit Typen, die ihr genau dasselbe sagen. Da schweige ich. Das hat nichts mit Unsicherheit zu tun. Aber was konnte man sonst sagen? Das Herz, das Herz… es wird immer lauter.
So, und jetzt Schluß mit den Kinkerlitzchen, auf geht‘s, Augen zu und los! Das riecht gut. Schönen Kopf hat sie, wie ein Kind. Macht Spaß, das zu befingern, feste Lippen, Achtung Kuß. Hmm. So. Schmeckt trocken. Aber sonst… alles in Ordnung. Noch ein paar Küsse und alles normalisiert sich.
Übrigens, sie wirkt so natürlich, aber sie ist es nicht. Sie ist ja selber unbeweglich. Illa war von Anfang an tausendmal anschmiegsamer. Was wohl Fritz denkt? Er walzt sich hin und her, sicher weiß er nicht, was er von allem halten soll.
Ah, mein Herz hat sich beruhigt, und das, obwohl sie an mir herumfummelt, übrigens ist sie sehr lieb und bescheiden dabei. Daß ich selber so passiv bin, scheint ihr sogar zu gefallen. Klar, sie ist ja ein Hippie-Mädchen, sie verachtet männliches Verhalten. Prima, soll sie an mir rumspielen.
Ah, jetzt kommt ihr Mund wieder, okay, ich küsse sie und vergesse dann alles. Hmm. Hmm. Hmm. Immer noch trocken . Das Bett quietscht. Das Herz klopft wieder. Gleich werde ich schlucken. Fritz hat ja die Augen auf, jetzt erkenne ich es. Was macht denn das Mädchen jetzt auf einmal ! Verdammt, merkt die denn nicht, daß ich heute offenbar nicht will? Ach, ich bin auch dumm und mehr noch, ich bin feige, ich tu es jetzt, ich beende den Spuk. Wenn man doch nur etwa s erzählen könnte.Aber diese Situation ist doch ein Witz, eine Frechheit.
Oh, sie hat mir etwas ins Ohr geflüstert.
"Wie bitte ?"
Sie beugt sich noch weiter vor:
"Ach, es ist so schön, mit so einem lieben, netten Mann."
13. Kapitel
3.6.1977
Dumme Denise
An wen man doch immer wieder seine schöne Zeit verschenkt! Warum auch sind so viele Erdenbürger so bekloppt? Die "herr- schende Rationalität", von der ich dauernd spreche, ich werde sie nicht los. Trifft man mal einen eigenen Menschen, bringt er im Schlepptau gleich fünf 08-1 5-Idioten mit. Man nimmt es leicht, man ist nett zu den Idioten, und eines Tages bricht aus ihnen das ganze Idiotengeschwätz hervor, die Gesamtausgabe des gesunden Menschen- verstandes, und man muß zuhören.
Denise: "Ah, gut, daß ich dich treffe, du Schuft. Sag mal, was schreibst du für unverschämte Briefe?"
Das sagt sie, wobei sie mit Kopf und Rumpf bei den betonten - sagen wir: gequakten - Stellen leicht wackelt, etwa folgendermaßen: Aa, guutt, daS ich dich traa-ffee, du Schuuft. Sagmaal, was schreibstdu für uun-verschäämtte Briefeee?
Diese Art zu reden ist übrigens keineswegs originell, sondern der hier in Süddeutschland vielerorts übliche Schuljargon. Okay, na trotzdem, sie spricht ein heikles und damit interessantes Thema an. Ich hatte tatsächlich in einem Brief an Fritz einige böse Satze über sie geschrieben. Mal sehen, wie es weitergeht.