56. Kapitel
21.1.1978
Jetzt endlich ein paar Zeilen über meine derzeitige Freundin Elenor. Schließlich sage ich mir seit Tagen: Alles nur Kongestion, bis auf dieses Schulmädchen, das ist real und bleibt. Nur muß ich aufpassen, daß es mir nicht doch entschlüpft.
Schludrige Terminplanung: Anette setzte ich auf günstige Uhr, Samstag, und Mrs. Hochpubertät Elenor, mit der auszukommen viel schwieriger ist und die man mit Entertainment, rasenden Fahrten und Tingeltangel zu beschäftigen hat, setzte ich auf Samstagmittag halb zwölfe (die sicherlich ungünstigste Zeit, die man sich bezüglich einer deutschen Bürgerfamilie ausdenken kann). Denkbar war, daß ich mit den people da essen mußte. Vater aus Ostpreußen, Kriegsgefangener in Sibirien bis 1955, danach eisenzäher Aufbauwille, Pfennig auf Pfennig gelegt, sich nichts gegönnt, nach oben! Nach oben! Nie mehr Angst und Unsicherheit, spüren müssen! Also: studiert, Doktor gemacht, Praxis aufgebaut, zwischendurch ein Kind gezeugt, nämlich Elenor, weiter geschuftet Tag und Nacht, inzwischen fast sechzig und nahender Herzinfarkt.
Die Mutter hysterisch und nicht minder verbissen, nur zusätzlich mit einem Schuß Melodramatik. So stelle ich mir die Leute vor. Vielleicht aber sind sie auch ganz schön clever, haben Haus und Praxis mit überlegener Führung aufgebaut und prüfen mich nun mit lässiger Aufmerksamkeit. Wer kommt uns denn da ins Haus, ein glattrasierter Ehemann im Clownskostüm, soso, nun gut, nehmen Sie doch ein Glas. machen Sie denn so? Na, wie dem auch sei, nehmen Sie es nicht tragisch, aber das gute Elenörchen steht Ihnen nie, zur Verfügung. Sie verstehen, nicht wahr?